top of page

Die Salpetersieder

​Dokumentationsfilm (5:53 min) für die Wanderausstellung «Grüner Klee und Dynamit»

Entstehungsjahr: 2013

Idee und Konzept: Dr. Jens Soentgen
Darsteller: Dr. Jens Soentgen, Brigitte Port
Drehbuch und Regie: Knut Völzke, Dr. Jens Soentgen


Produktion und Schnitt: Alex Flettner, Knut Völzke


Kamera: Markus Rave
Licht und Ton: Gregor Gärtner

Der älteste von Menschen hergestellte Explosivstoff ist das Schwarzpulver. Es besteht zum größten Teil aus Kaliumnitrat, das auch als «Salpeter» bezeichnet wird. Um an den begehrten Rohstoff zu gelangen, reisten im 17. und 18. Jahrhundert die Salpetersieder mit Vollmacht der Landesherren von Hof zu Hof und fegten den ausgeblühten Mauersalpeter von den Wänden. Er hatte sich dort aus den nitrathaltigen Exkrementen der Tiere und Menschen gebildet, die über viele Jahre in die Böden eingesickert sind.

Da aber der Mauersalpeter für die gewünschte Menge an Munition und Sprengstoff nicht ausreichte, hatten die Salpetersieder gegen den Willen der Hofbesitzer das Recht, die Böden von Ställen und Kammern aufzureißen und die darunter liegende Erde mitzunehmen. In ihren Werkstätten kochten die Salpetersieder in aufwändigen Prozessen die Erde aus, versetzten sie mit Pflanzenasche und reinigten abschließend das Substrat. Zur Weiterverarbeitung transportierte man den gewonnenen Rohstoff zu speziellen Schwarzpulvermühlen, wo aus Salpeter Treibladungen für Schusswaffen und Sprengmittel hergestellt wurden.

Mit dem englischen Salpeterhandel aus Ostindien und mit der Entdeckung des Chilesalpeters Anfang des 19. Jahrhunderts verlor der Beruf des heimischen Salpetersieders an Bedeutung und ist heute kaum noch bekannt.

Auftraggeber: WZU – Wissenschaftszentrum Umwelt der Universität Augsburg und Carl Bosch Museum, Heidelberg

IMG_1648.JPG
csm_IMG_1573_287028d2ab.jpg

Drehort: Hof Port in Effolderbach in der hesssichen Wetterau. In der Mitte des Hofes befindet sich der Bereich des ehemaligen Misthaufens mit salpeterhaltigem Erdreich. Hinten links im Bild sind die alten Stallungen aus dem frühen 18. Jahrhundert zu erkennen, in denen die Innenaufnahmen stattfanden.

csm_IMG_2155_3c66fd16c2.jpg

Dr. Jens Soentgen zeigt in der Dokumentation, wie salpeterhaltige Erde ausgekocht wird, um den begehrten explosiven Rohstoff zu erhalten.

AlterStich_Salpetersiederei_groß_bearb_161011.jpg

Grafischer Stich aus dem Jahr 1724 mit dem Titel «Salpeter / den man grabt aus Erden / Muß zum Gebrauch geläutert werden.» Es handelt sich hierbei um einen gereimten Neujahrsgruß der Gesellschaft der Feuerwerker und Constabler der Stadt Zürich. Constabler (auch Constafler) nannte man diejenigen Bürger, die keiner etablierten Zunft angehörten. Der Stich zeigt, wie der Salpeterer gearbeitet hat, um an den begehrten Rohstoff zu gelangen. Am Ende stellt der Autor fest, dass man zwar den Salpeter mit Wasser und Lauge läutern kann, aber kein Wasser der Erde reiche, um die eigenen Sünden abzuwaschen. Daher bitten die frommen Schießpulverhersteller den Herrn: «Wasch, Jesu, Du uns ab mit Deinem Geist und Blut / daß mit dem neuen Jahr bei uns werd alles gut!»

csm_05_Stickstoff_Mauersalpeter_a11ba62533.jpg

An Wänden ausblühender Salpeter wird als «Mauersalpeter» bezeichnet. Er kann direkt entnommen und zu Schwarzpulver verarbeitet werden.

bottom of page