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Deutschlands Bodenschätze

Wanderausstellung seit Oktober 2021

 

Sand und Gips, Salz und Kaolin, Kohle und Erdöl, Rheingold und Lithium ...

 

Die Wanderausstellung des Carl Bosch Museums macht Rohstoffe im wörtlichen Sinne begreifbar. Schon mal die Hände mit echter Steinkohle schmutzig gemacht? Interaktive Hands-on Stationen und digitale Exponate mit Filmen und Quizzen laden die Besuchenden zum Ausprobieren, Entdecken, Diskutieren und Mitmachen ein.

 

Die Vielfalt an heimischen Bodenschätzen steht im Mittelpunkt dieser Ausstellung. Sie bringt uns die geologischen Rohstoffe vor unserer Haustür nahe und gibt Einblicke in die alltägliche wie auch allgegenwärtige Verwendung.

 

Welche Bodenschätze werden aktuell in Deutschland gewonnen? Kommen in Zukunft womöglich weitere dazu? Wann und wie sind sie im Laufe der Erdgeschichte entstanden? Und in welchen Regionen Deutschlands werden sie abgebaut?

 

Themeninseln beantworten weitere übergreifende große Fragen: Wie gehen wir mit unseren Rohstoffen um? Gehen uns die Rohstoffe aus? Und wo kommen die Rohstoffe her, wenn sie nicht in Deutschland abgebaut werden? Ein vierminütiger Animationsfilm mit Objekt-Lichtinstallation erzählt die Geschichte der Nutzung von Bodenschätzen.

 

Kern der Ausstellung bilden die vier Gruppen: Steine und Erden, Industrieminerale, Metalle und Energierohstoffe. Jedem Bodenschatz ist eine Geschichte gewidmet. Dabei blickt die Ausstellung auch in die Vergangenheit und zeigt Ausblicke in die Zukunft.

 

Gesamtleitung: Sabine König, CBM

Projektleitung: Julian Schumann und A. Glanz vom CBM und Knut Völzke von LEISE Design

 

Idee, Konzept, Texte: Julian Schumann, CBM

 

Gestaltung und Planung LEISE Design:

Knut Völzke, Vicky Corakas, Hans Hess, Leonie Ogroske, Tobias Mendoza, Nick Hoffmann, David Blumberg, Leonie Morbach, Julia Andalaft

Fotos: Annette Mueck und LEISE Design

 

Auftraggeber: Carl Bosch Museum (CBM), Heidelberg

 

Entstehungsjahr: 2018-2021

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Von der Steinzeit bis in die Gegenwart prägen Bodenschätze die Geschichte der Menschheit. Die meisten unserer Alltagsdinge bestehen aus Stoffen, die aus Bodenschätzen gewonnen werden – auch wenn wir es ihnen nicht ansehen. Ob Natursteine, Ton, Kupfer, Salz, Eisen, Kohle, Erdöl oder Sand – als Rohstoffe sind sie eine der wichtigsten Grundlagen unserer modernen Wirtschafts- und Lebensweise.

Deutschland ist reicher an Bodenschätzen als häufig vermutet. Diese Vielfalt steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Heimische Bodenschätze decken rund zwei Drittel des inländischen Bedarfs. Hierbei handelt es sich vor allem um Baurohstoffe wie Sand oder Natursteine. Bei einem Großteil der so wichtigen Metalle und Energierohstoffe ist Deutschland jedoch nahezu vollständig auf Importe angewiesen. In der Vergangenheit wurden zahlreiche Bergwerke stillgelegt, weil der Abbau im Ausland kostengünstiger ist. Dennoch bleibt Deutschland ein wichtiges Bergbauland mit langer Tradition und chancenreicher Zukunft.

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Schauen wir uns um: Welche Bodenschätze sind in den Dingen um uns herum verarbeitet und welche Geschichten vermögen sie zu erzählen?

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Der weltweite Verbrauch an Bodenschätzen ist enorm. In Deutschland sind es pro Person pro Stunde umgerechnet etwa 1,35 kg. Dennoch sind im Vergleich zu anderen natürlichen Ressourcen wie Boden und Wasser derzeit keine existenziellen Versorgungsprobleme erkennbar. Wissenschaftler:innen sehen die gegenwärtige Herausforderung nicht in der Begrenztheit der Bodenschätze, sondern in der Umsetzung einer «Rohstoffwende», bei der vom Abbau bis zum Recycling eine sozialverträgliche, umweltfreundliche und energieeffiziente Gewinnung sowie ein sparsamer Einsatz von Bodenschätzen im Fokus stehen.

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Steine und Erden sind im Bereich der Rohstoffe Deutschlands wichtigster Wirtschaftsfaktor. Zu dieser Gruppe zählen Festgesteine wie Granit und Kalkstein und Lockergesteine wie Ton und Sand. Die Bau- und Baustoffindustrie verwendet etwa 90 % der geförderten Steine und Erden. Sie werden in Deutschland in großen Mengen abgebaut und auch als Bau- oder Massenrohstoffe bezeichnet.

 

Ihr Abbau und ihre Verwendung haben in Deutschland eine lange Tradition, die bis in die Römerzeit zurückreicht. Die Bedeutung dieser Rohstoffe wird heute oft unterschätzt. Dabei verbrauchen wir tagtäglich riesige Mengen für den Bau und die Instandhaltung von Gebäuden, Straßen, Tunneln oder Brücken. Fast alle in Deutschland benötigten Baurohstoffe werden hierzulande gewonnen. Sie dienen der Herstellung von wichtigen Baustoffen wie Bausteinen, Beton, Mörtel, Dämmstoffen und Bindemitteln wie Zement.

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Steine und Erden sind mineralischen Ursprungs und nicht re-generierbar, sodass die Erforschung alternativer Baustoffe und Recycling immer mehr an Bedeutung gewinnen. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte Urban Mining, bei dem Städte als wertvolle Rohstofflager angesehen werden.

Während Bauschutt früher häufig auf Deponien landete, versucht man ihm heute ein zweites Leben zu geben. Als Sekundärrohstoff birgt er großes Potenzial, um uns nach-haltig mit Rohstoffen zu versorgen.

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Deutschland ist als Exportnation und als einer der weltweit führenden Technologiestandorte auf eine sichere Rohstoffversorgung angewiesen. Der Rohstoffbedarf der Industrie ist groß, und auch unser hoher Lebensstandard basiert auf Rohstoffen.

Mit der von den Vereinten Nationen verabschiedeten «Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung» hat sich Deutschland durch seine Unterschrift zu einer nachhaltigen Rohstoffversorgung verpflichtet. Dies bedeutet eine Rohstoffpolitik, die auf eine umweltgerechte und verantwortungsvolle Gewinnung sowie eine auf Kreislaufwirtschaft beruhende und nachhaltige Nutzung von Rohstoffen abzielt.

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Industrieminerale sind aus vielen Bereichen unseres Lebens nicht wegzudenken. Sie sind in zahlreichen Produkten enthalten: Von der Bratpfanne bis zum Katzenstreu, von der Pizza bis zur Solarzelle oder vom Bleistift bis zur Gummidichtung.

Bei den Industriemineralen handelt es sich um nichtmetallische Rohstoffe, die wegen ihrer chemischen Zusammensetzung und stofflichen Eigenschaften direkt für industrielle Zwecke verwendet oder zu einer Vielzahl an Produkten weiterverarbeitet werden.

In Deutschland umfasst der Abbau Industrieminerale wie Stein-, Kali- und Magnesiumsalz, Quarz, Kaolin, Grafit, Bentonit sowie Fluss- und Schwerspat. Einige, wie die genannten Salze, Quarzsand und Kaolin, werden sogar exportiert. Bestimmte Industrieminerale müssen in geringen Mengen importiert werden.

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Leuchte mit der Taschenlampe in eine Seite des Glasfaserkabels und schaue, was auf der anderen Seite des Kabels passiert!

 

Bei den aus Glas hergestellten Glasfasern handelt es sich um lange und sehr dünne Stränge, die als Lichtwellenleiter bzw. Datenüberträger in Kommunikationsnetzen genutzt werden und sorgen somit zum Beispiel für schnelles Internet. Sie werden zudem zur Herstellung von unter anderem glasfaserverstärktem Kunststoff für die Flügel von Windrädern eingesetzt.

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Scanne die Barcodes der verpackten Lebensmittel und gebe deine Einschätzung zum Salzgehalt ab, der in ihnen steckt. Enthält die Salami oder der Kochschinken mehr Salz?

 

Den Großteil unserer Salzzufuhr nehmen wir nicht über das Würzen unserer Speisen auf. Salz ist zur Konservierung und als Geschmacksverstärker in zahlreichen Lebensmitteln verarbeitet.

Es ist für die Herstellung von Lebensmitteln wie Brot und anderen Backwaren, Milch-, Fisch- und Fleischprodukten sowie Konserven und Fertiggerichten unentbehrlich. Der Verbraucherschutz kritisiert, dass in vielen Produkten mehr Salz als nötig steckt.

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Salzentstehung: Die »Barrentheorie« erklärt die Entstehung großer Salzvorkommen bei trockenheißem Klima in durch Barren (Barrieren) abgeschirmten Meeresbecken. Durch Verdunstung übersättigt das Meerwasser an gelösten Salzen, so dass je nach Löslichkeit zuerst Steinsalz, dann Kalisalz und zuletzt Magnesiumsalz auskristallisieren – wird dieser Verdunstungsprozess unterbrochen, entstehen weder Kali- noch Magnesiumsalz. Im Laufe der Erdgeschichte wiederholte sich dieser Zyklus, sodass vor 240 bis 100 Mio. Jahren bis zu 1.500 m mächtige Salzvorkommen in Europa entstanden.

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Die Wissenschaftler Carl Sprengel und Justus von Liebig erkannten im 19. Jahrhundert die Wichtigkeit mineralischer Nährstoffe für das Pflanzenwachstum.

 

Das sogenannte «Minimumgesetz» wird mithilfe einer Tonne dargestellt, die unterschiedlich lange Dauben hat. Die Tonne lässt sich nur bis zur Höhe der kürzesten Daube befüllen, was die Begrenzung des Pflanzenwachstums durch die knappste Ressource veranschaulicht. Im Jahr 1861 wurde mit dem Abbau von Kalisalzen für die Düngerherstellung begonnen.

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Ein Bentonit-Wasser-Gemisch ist in Ruhe vergleichsweise fest. Durch Erschütterungen wird es verflüssigt. Diese besondere Eigenschaft (Thixotropie) ist aus dem Alltag von Ketchup bekannt. Sie wird in der Bautechnik für Bohrspülungen genutzt.

Für das Hands-on Exponat wurde ein transparentes synthetisches Schichtmineral mit derselben Eigenschaft gewählt, da die Murmel in der trüben Bohrspülung des Bentonits nicht zu sehen wäre.

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Das Quellwunder Bentonit: Die Wissenschaft diskutiert zwei Therorien zur Bildung des bayerischen Bentonits. Eine vermutet, dass die Asche eines Vulkanausbruchs vor etwa 14 Millionen Jahren von den rumänischen Karpaten bis nach Bayern verweht wurde und sich dort ablagerte. Die sandigen und lehmigen Flussablagerungen der Isar bedeckten und schützten das vulkanische Material vor der Abtragung. Durch geologische Prozesse entstanden während Jahrmillionen die linsenförmigen Bentonitvorkommen im Untergrund.

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Metalle: Keine anderen Stoffe stehen so für den technischen Fortschritt der Menschheit. Doch die Versorgung mit Metallen ist für Deutschland eine der größten Herausforderungen im Rohstoffsektor. Metalle werden aus metallhaltigen Gesteinen bzw. Mineralen gewonnen, die man Erze nennt. Häufig wird der Name des enthaltenen Wertstoffs vorangestellt, wie beispielsweise »Kupfererz«. Das letzte deutsche Metallerzbergwerk wurde 1992 im Harz aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt. Seitdem müssen alle Erze und Metalle importiert oder als Sekundärrohstoffe recycelt werden.

Nur Kupfer, Silber und Gold fallen noch als Nebenprodukte aus deutschen Lagerstätten an. Dabei sind die metallischen Rohstoffe in Deutschland noch lange nicht erschöpft, jedoch ist ihr Import günstiger als die heimische Förderung. Denn im Gegensatz zu zahlreichen Abbauländern unterliegt der Abbau von Bodenschätzen in Deutschland sehr hohen Sicherheits- und Umweltstandards. Das ist auch ein Grund, warum Bergbau im Ausland oftmals kostengünstiger ist.

Mit der stetig wachsenden Weltbevölkerung steigt auch die Nachfrage nach Rohstoffen. Insbesondere unsere Hightech-Geräte basieren auf zahlreichen speziellen Bodenschätzen. Die erhöhte Nachfrage nach Erzen führt zu höheren Weltmarktpreisen – und könnte die Wiederaufnahme des Abbaus in ehemaligen deutschen Erzbergbaugebieten wie im Erzgebirge zukünftig wieder lukrativ machen.

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Die Leitfähigkeit von Kupfer, insbesondere von Elektrizität und Wärme, macht Kupfer heute zu einem wichtigen und sehr begehrten Rohstoff. Allein ein einziges Auto enthält etwa 1,5 Kilometer Kupferdrähte.

Kupfer ist das erste Metall, das der Mensch nutzt. Die Kupfersteinzeit stellt in Europa den Übergang zwischen Jungsteinzeit und Bronzezeit dar. Sie läutet den Beginn der Metallzeitalter ein. Kupfer ist wertvoll und wird häufig für Schmuck und Verzierungen verwendet.

Für viele andere Anwendungen ist es zu weich. Das ändert sich mit der ersten gezielt hergestellten Legierung: Bronze. Eine Legierung ist ein metallischer Werkstoff aus mehreren chemischen Elementen, darunter mindestens ein Metall. Bronze enthält Kupfer als Hauptbestandteil und zusätzlich Zinn. Sie ist härter und robuster als Kupfer. Bronze setzt sich bei der Herstellung von Werkzeugen und Waffen durch und löst Feuerstein ab. Die auf die Kupferzeit folgende Epoche um 2.200 v. Chr. nennen Archäologen Bronzezeit.

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»Das Goldwaschen bei Carlsruhe« von Johann Michael Volz (1820)

 

Die Blütezeit der Goldwäscherei am Rhein ist während der Rheinbegradigung durch Johann Gottfried Tulla im 19. Jahrhundert. Die Goldwäscher waschen den Rheinsand auf großen hölzernen Waschtischen, die mit rauen Tüchern bedeckt sind. Die Tücher, auf denen sich das Goldkonzentrat sammelt, werden in Eimern ausgespült. Mit Waschpfannen wird das Gold schließlich aus dem Konzentrat ausgewaschen.

 

Zwischen 1800 und 1869 werden laut historischen Quellen in Baden 306 kg Gold gemeldet. Historiker gehen von einer hohen Schmuggelrate aus und schätzen, dass nur etwa ein Drittel der Funde gemeldet und offiziell verkauft wird.

Das Goldwaschen ist die älteste Methode der Goldgewinnung. Dabei wird Flussschlamm mit Wasser in eine spezielle Goldwaschpfanne gegeben. Durch Dreh- und Schwenkbewegungen sortiert sich das Material in der Pfanne nach seiner Dichte. So sammelt sich schweres Gold am Boden in der Mitte, Sand und Ton am Rand. Diese Art der Goldgewinnung ist nicht mehr wirtschaftlich, doch erfreuen sich Goldwaschkurse immer größerer Beliebtheit – auch am Rhein.

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Deutschlands einzige Ölbohr- und Förderinsel liegt im norddeutschen Wattenmeer, nur 7 km von Friedrichskoog und der schleswig-holsteinischen Küste entfernt. Über 20 Bohrungen erschließen das Ölfeld Mittelplate, das sich in bis zu 3 km Tiefe unter dem Nationalpark Wattenmeer befindet. Seit 2000 wird die Lagerstätte zusätzlich über abgelenkte Bohrungen vom Festland von Friedrichskoog aus erschlossen. Eine davon ist mit 9.275 m die längste Erdölbohrung Europas.

Energierohstoffe versorgen uns mit Wärme, Strom und Treibstoff. Die verlässliche Versor-gung mit Energie bildet eine Grund-voraus-setzung für unsere moderne Gesellschaft.

 

Man unterscheidet zwischen nicht-erneuerbaren und erneuerbaren Energien. Zu den nicht-erneuerbaren Energiequellen zählen fossile Rohstoffe wie Kohle, Erdgas und Erdöl – aber auch Uran, das als mineralischer Rohstoff in Gesteinen vorkommt. Zu den erneuerbaren Energiequellen gehören Wasser, Sonne, Wind, Erdwärme und Biomasse.

 

Als hochentwickeltes Industrieland ist Deutsch-land einer der größten Energieverbraucher der Welt. Für die Umsetzung der Energiewende wird die Energieerzeugung mithilfe erneuer-barer Energiequellen vorangetrieben. Aber noch immer stammen über 80 Prozent der genutzten Gesamtenergie in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr aus nicht-erneuer-baren Energiequellen. Einzig Strom wird seit 2019 mehr als zur Hälfte aus erneuerbaren Energien erzeugt.

 

Die Förderung von Steinkohle wurde 2018 eingestellt. Auch heimisches Erdöl und Erdgas werden zunehmend weniger gewonnen, sodass Deutschland stärker vom Import dieser Roh-stoffe abhängig ist. Fossile Rohstoffe sollen in Zukunft nur noch als »Brückenenergie« dienen, um den Übergang in eine auf erneuerbaren Energien beruhende Versorgung sicherzustellen.

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Rohöl vom Oberrhein aus der Bohrung »Schwarzbach 1« in Riedstadt-Goddelau, westlich von Darmstadt

 

Aus wirtschaftlicher Sicht ist Erdöl der wichtigste Rohstoff weltweit. Erdöl ist ein gelbbraunes bis schwarzes Stoffgemisch, das hauptsächlich aus Kohlenwasserstoffen besteht. Dies sind chemische Verbindungen, die ausschließlich aus Kohlenstoff- und Wasserstoffatomen aufgebaut sind. Noch nicht aufbereitetes Erdöl wird Rohöl genannt.

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Der Hauptteil des weltweit geförderten Erdöls wird als Energierohstoff genutzt. Nur 6 bis 7 Pro-zent fließen in die Erdölchemie (Petrochemie), die daraus Grundchemikalien herstellt. Diese stecken wiederum in unzähligen Produkten wie Medikamenten, Kosmetika, Reinigungsmitteln, Farben und vor  allem Kunststoffen aller Art.

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»Hydraulic Fracturing«, kurz »Fracking« (engl. to fracture, »aufbrechen«), ist aufgrund möglicher negativerUmweltauswirkungen sehr umstritten. Ohne dieses Verfahren kann Gas aus unkonventionellen Lagerstätten jedoch nicht gewonnen werden. In Deutsch-land ist Fracking in unkonventionellen Lagerstätten nur zu Forschungszwecken und unter strengen Vorgaben erlaubt. Durch die »Gaskrise« 2022 werden die Möglichkeiten der Frackingtechnologie zur Gewinnung von Erdgas aus unkonventionellen Lager-stätten erneut diskutiert und geprüft.

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»Karbonzeitlicher Moorwald« (Gemälde von Jiří Svoboda)

Wie auf diesem Gemälde könnte es damals in Deutschland ausgesehen haben. Da solche Sumpfwälder zur Bildung der mächtigen Steinkohlevorkommen in Europa geführt haben, spricht man auch von »Steinkohlewäldern«.

Vor etwa 320 bis 300 Millionen Jahren herrschte im Gebiet des heutigen Mitteleuropas ein feuchtwarmes Klima. Grund war die geografische Lage in Äquatornähe. Sümpfe und dichter Urwald mit bis zu 30 Meterhohen Farn-, Schachtelhalm- und Bärlappgewächsen prägten die damalige Landschaft. Diese Pflanzenbildeten das Ausgangsmaterial für die Steinkohleablagerungen. Das erdgeschichtliche Zeitalter Karbon, das die Zeit von vor 360 bis 290 Millionen Jahren umspannt, ist nach der Kohle benannt (lat. carbo, »Kohle«).

Steinkohle prägt die Geschichte von Europa wie kein anderer Rohstoff in den letzten 200 Jahren. Sie macht die Bergbauindustrie groß und beschäftigt zu Hochzeiten rund drei Millionen Berg-arbeiter. Kohle und ihre Nebenprodukte bilden die Grundlage für die Industrielle Revolution und die Anfänge der modernen chemischen Industrie, die zuerst Farbstoffe, dann Medikamente und Kunststoffe produziert. Doch ist die Steinkohle auch ein entscheidender Faktor für die zerstöreri-sche Kraft beider Weltkriege. Sie wird für die Stahl- und Treibstoffherstellung sowie als Brenn-stoff benötigt.

 

Ihre Geschichte macht die Steinkohle in Europa zu einem Symbol für Fortschritt und Zerstörung zugleich. Im Jahr 2018 endet mit der Schließung der letzten zwei Bergwerke im Ruhrgebiet das Zeitalter der Steinkohle in Deutschland.

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Anthrazitkohle aus dem Bergwerk Ibbenbüren

Anthrazitkohle ist die hochwertigste und energiereichste Kohle. Sie hat mit unter 10 Prozent den  niedrigsten Gas-gehalt und weist damit den höchs-ten Kohlenstoffgehalt von über 90 Prozent auf. Deswegen wird Anthrazitkohle als Brennstoff besonders geschätzt.

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Barmen (heute Bezirk von Wuppertal) um 1870, Gemäldeausschnitt von August von Will

 

Industrielle Revolution: Der Steinkohlebergbau ist vom 18. bis ins 19. Jahrhundert der Motor für die von Großbritannien ausgehende Industrielle Revolution. Dampfgetriebene Maschinen verändern den Arbeitsalltag der Men-schen. Mit ihrer Hilfe gelingt es unter anderem Grund-wasser aus den Gruben zu pumpen und immer tieferliegende Steinkohleschichten zu erreichen. Die Steinkohle ermöglicht eine größere Energieausbeute als das in Europa ohnehin knapper werdende Holz, womit fortan mehr Eisen produziert werden kann. Kohle und Eisen sind essenzi-elle Rohstoffe für den Ausbau des Eisenbahnnetzes, was die »Industrialisierungsspirale« zusätzlich antreibt.

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Braunkohlebrikett aus Lausitzer Braunkohle 

 

Braunkohlebrikett: In Deutschland werden nur 10 Prozent der abgebau-ten Braunkohle zu Brennstoffen wie Briketts weiterverarbeitet. 90 Prozent werden zur Stromerzeugung in Kohlekraftwerken genutzt.

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Schaufelradbagger, vorne »Bagger 288«, im Tagebau Garzweiler, Nordrhein-Westfalen

 

Schmutzige Energie – Braunkohle: Deutschland wurde 2019 von China als größter Braunkohle-Förderer der Welt abgelöst, da die heimische Förderung von zuvor 166 auf 131 Millionen Tonnen reduziert wurde. 2021 wurden 126 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert. Über 90 Prozent werden zur Stromerzeugung in Kraftwerken genutzt. Bis 2018 hatte die Braunkohle mit 25 Prozent noch den größten Anteil am inländischen Strommix, mittlerweile hat die Windenergie die Braunkohle vom ersten Platz verdrängt.

 

Braunkohle wird in riesigen Tagebauen gefördert, die be-sonders schwere Eingriffe in die Umwelt bedeuten. Nicht selten müssen dem Braunkohleabbau wichtige Naturland-schaften wie Wälder und sogar ganze Ortschaften weichen. Deutschlandweit wurden bereits über 300 Dörfer mit rund 100.000 Menschen umgesiedelt. Nach dem Abbau der Braunkohle verbleiben riesige karge Landschaften. Die Unternehmen sind laut Bundesberggesetz (BbergG) ver-pflichtet diese sogenannte Bergbaufolgelandschaft wieder nutzbar zu machen. Die Braunkohle ist der schmutzigste aller Energieträger. Bei keinem anderen Energierohstoff wird bei der Verbrennung so viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid (CO2) ausgestoßen. Trotz Energiewende ist die Braunkohle für Deutschland noch immer einer der wirtschaftlich wert-vollsten und am meisten abgebauten Rohstoffe. Die Bundes-regierung hat 2022 den Ausstieg aus der Braunkohle bis 2030 beschlossen.

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Satellitenaufnahme Tagebau Hambach und Hambacher Forst

 

Der Hambacher Forst ist ein Wald zwischen Aachen und Köln, der seit den 70er-Jahren zur Braunkohlegewainnung abgeholzt wird. Nun soll auch der verbleibende Teil des Waldes weichen, um Platz für »Hambach« zu schaffen – den größten Braun-kohletagebau Mitteleuropas. Die Rodung ist umstritten und wurde 2019 vorübergehend gestoppt. Häufig kam es in der Vergangenheit zu Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Umweltaktivisten, die den Wald mit Baumhäusern besetzen.

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Im Themenbereich „Geschichte des Bergbaus“ wird in einem kleinen Kinoraum ein kurzweiliger Animationsfilm (ca. 4 min) gezeigt, der die Geschichte der Nutzung von Bodenschätzen erzählt. Spotlights strahlen Exponate an den Wänden an, die im Verlaufe des Films beschrieben werden.

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Im Laufe der Erdgeschichte entstehen fortlaufend Bodenschätze. Natürliche Ansammlungen fester, flüssiger oder gasförmiger Bodenschätze werden als »Vorkommen« bezeichnet. Vorkommen, die wirtschaftlich abbaubar sind oder die sich bereits im Abbau befinden, heißen »Lagerstätten«.

 

Die meisten mineralischen und fossilen Rohstoffe entstehen im Laufe von Millionen von Jahren. Daher gelten sie als endlich, nicht-regenerierbar oder nichterneuerbar. Um die Reichweite für einen Rohstoff abzuschätzen, das heißt, wie lange uns ein Rohstoff zukünftig noch zur Verfügung steht, werden die Begriffe »Reserven« und »Ressourcen« genutzt. Reserven bezeichnen Vorkommen, die mit gegenwärtigen technischen Hilfsmitteln gewinnbringend gewonnen werden können. Ressourcenfassen alle Vorkommen zusammen, die technisch nicht gewinnbar sind oder bei denen wirtschaftliche Aspekte gegen einen Abbau sprechen. Auch gegenwärtig nicht nachgewiesene, aber von Geologen vermutete Vorkommen zählen zu den Ressourcen. Diese sogenannten potenziellen Ressourcen oder Geopotenziale machen die größte Menge aller auf der Erde vorhandenen Rohstoffvorräte(Gesamtressourcen) aus.

 

Je weiter die Schätzungen der Vorräte in die Zukunft reichen, desto ungewisser sind sie. Denn sie beruhen auf dem aktuellen Wissensstand, der meist nur den Planungshorizont der Bergbaufirmen von wenigen Jahrzehnten widerspiegelt.

Bei dem digitalen Exponat „Reserve oder Ressource?“ wird den Ausstellungsbesuchenden der Unterschied zwischen diesen beiden fachlichen Unterscheidungen von Rohstoffvorräten anhand einer Animation vermittelt.

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Im Anschluss an die Aniamtion kann man Quizfragen zu Fallbeispielen zum Thema „Reserve oder Ressource?“ lösen.

Bisherige Ausstellungsstationen:

Carl Bosch Museum, Heidelberg (2021/22)
Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe (2023/24)

 

Aktuelle Ausstellungsstation:

LWL Freilichtmuseum Hagen (Mai bis Oktober 2024)

Kommende Ausstellungsstation:

Wilhelm Ostwald Museum, Großbothen bei Leipzig (ab November 2024)

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